<div>Höllenberg</div>
Höllenberg

Die Sonne geht auf, inmitten der Natur. Kaum ein Laut ist zu hören, nur die daheimgebliebenen Vögel singen ihre Lieder. Doch plötzlich zerreißt ein gewaltiges Donnern die friedvolle Stille. Eine Haubitze nach der anderen feuert auf weit entfernte Ziele und lässt den Boden erzittern.

Ungerührt davon sitzt Roland Köhler am Waldrand und hat sein Ziel im Visier. Dann schießt er. Einmal, viele Male: Er fotografiert eine der feuernden Panzerhaubitzen 2000. Aber im Mittelpunkt der Arbeit des Künstlers steht nicht das Waffensystem allein, zu all seinen Motiven gehört immer auch ein Drudenfuß. Ob Bundeskanzleramt, Geburtenstation, Öresund-Brücke oder Artilleriegeschütze - der Künstler fotografiert stets in Verbindung mit dem Zeichen des Pentagramms.

Dieses Symbol - der Drudenfuß oder Fünfstern - steht für den Schutz von Haus, Mensch und Tier. Seine Herkunft verliert sich in der ungeschriebenen Geschichte. Bereits 2000 vor Christus findet es sich als Grabbeigabe in Ägypten. Im Laufe der Entwicklung fand das Schutzzeichen im zweiten Jahrhundert den Eingang in frühchristliche Gemeinschaften. Noch heute sind Drudenfüße in Kirchen und anderen Bauwerken, aber auch als Motiv auf Schmuckstücken und in Wappen zu finden. Der Volksglaube sieht in Druden bösartige Plagegeister, die sich dem Menschen nachts auf die Brust setzen und Alpträume verursachen. Das mystische Zeichen des Drudenfußes dient zur Abwehr dieser Gesellen und damit dem Schutz des Menschen und seiner Habe.

Der 52-jährige Bildhauer sucht seit vielen Jahren Themen, bei denen er dieses Symbol künstlerisch einsetzen kann. So zum Schutz von Babys auf einer Geburtenstation, aber auch in der Bauphase von wichtigen Gebäuden. Ob es sich um die israelische Botschaft oder die Cargolifter-Halle handelt, der Drudenfuß soll schützen, soll Schlimmes verhindern. Dazu ist Roland Köhler immer mit einer Skulptur unterwegs. So war er beispielsweise Gast der Artilleriebrigade 100 auf dem Truppenübungsplatz Bergen. Mit einem Drudenfuß auf einer schlanken Säule nahm er unter anderem die Panzerhaubitzen 2000 beim scharfen Schuss ins Visier. "Das Zeichen soll auch die schützen, die andere schützen", sagt der Künstler und denkt dabei insbesondere an die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Er bringt seine Skulptur so in Stellung, dass Rohr und Kette des Waffensystems zu sehen sind. Gleich einem Jäger sucht er die beste Schussposition, nur die Sicherheitsbestimmungen setzen ihm Grenzen. Die Bilder, natürlich in schwarzweiß, finden ihren Platz in viel beachteten Ausstellungen deutschlandweit.

Der in Köln lebende und wirkende gebürtige Thüringer weilte zwei Tage bei den Artilleristen aus Mühlhausen. Für ihn war die Zusammenarbeit mit den Soldaten in Bergen keine Premiere. Schon 1989 besuchte er mit Genehmigung des Verteidigungsministeriums ein Panzerbataillon und platzierte dort den Drudenfuß. Seitdem findet er immer wieder zur Bundeswehr und damit die Streitkräfte über seine Aufnahmen den Weg in die Kunst.

Was sagen eigentlich die Soldaten, wenn Köhler mit seiner Skulptur durchs Gelände streift und ein Bild nach dem anderen schießt? Der Künstler ist mit dem Verhältnis zu den Uniformierten zufrieden: "Es kommt zwar immer darauf an, wo ich bin, aber in den allermeisten Fällen ist die Reaktion sehr positiv." Dies ist sonst nicht immer der Fall. Eine ganze Reihe von Menschen glauben im Drudenfuß ein negatives Symbol, gar das des Gehörnten, des Teufels, zu erkennen. "Kann ein Zeichen des Schutzes ein negatives Zeichen sein?", fragt der Künstler und gibt zugleich die Antwort. Nein, die Fotos von Roland Köhler haben keine negativen Inhalte. Im Gegenteil, sie stehen unter einem guten Stern, dem fünfzackigen Drudenfuß. Mal dominierend im Vordergrund, mal verschwommen oder im Hintergrund, die Skulpturen stehen immer in Beziehung zum Leben und zur Architektur.

Diese Beziehungen hält der Künstler mit seiner Kamera fest, in spannenden Fotos mit Licht und Schattenspielen. Eben ungewöhnliche Bilder von einem ungewöhnlichen Künstler, der in diesen Tagen durch die Unterstützung der Bundeswehr seinen Kunstwerken weitere erstaunliche Aufnahmen hinzufügen konnte.

Mehr dazu finden Sie im Internet unter http://www.drudenfuss-art.de